Silla – Silla Instinkt // Review

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silla-silla-instinkt-cover

 

(ILM/ Supafly)

Wertung: Vier Kronen

Südberlin lebt. Hätte man ja beinahe vergessen können. Wo Godsilla seit seinem Debütalbum doch mit einer geradezu vorhersehbaren Regelmäßigkeit Projekte veröffentlichte, war in den letzten drei Jahren weitgehend Funkstille um den talentierten Ex-Fler-Sidekick. Nun erscheint das erste Album unter dem neuen, verkürzten Pseudonym mit dem Titel »Silla Instinkt«. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine Superhelden-Spezialfähigkeit, mit deren Hilfe er sich auf Albumlänge durch die deutsche Rap-Szene battlet. Es ist eher ein sechster Sinn, der ihn die Dinge klarer erkennen lässt, wenn er auf dem Boden liegt. Daher beginnt das Album auch nicht mit einer Kampfansage, sondern mit einem Zwiegespräch mit Fler über seinen eigenen Selbstzerstörungstrieb. Ohnehin stimmt Silla überwiegend nachdenkliche Töne an. Mal melancholisch bis bewegend, wie in dem Song für seine verstorbene Schwester (»Wo bist du?«), mal sympathisch ungezwungen wie in der Sommerhymne »Jeder Tag« mit RAF Camora und gelegentlich etwas zu pathetisch wie in der für Straßenrap geradezu obligatorischen Du-schaffst-das-Nummer, die auf diesem Album der Einfachheit halber »Du schaffst das« heißt. Natürlich darf Silla jedoch auch die Battlefraktion nicht enttäuschen und so haut er hin und wieder mal ordentlich drauf und schreckt dabei nicht vor direkten Namensnennungen zurück. Wenig schwer zu erraten, in wessen Richtung die Line »Du bist unbrutal schwul aussehend« zielt. Oft gelingt ihm auch dieser Aspekt, nur gelegentlich schießt er etwas über das Ziel hinaus. »Deepthroat« etwa hat zwar einen schier unskipbaren Beat, aber aufgrund der Thematik möchte man nicht so genau hinhören und auch die Samples hustender und röchelnder Damen sind doch eher daneben. Richtige Totalausfälle gibt es trotzdem nicht, denn selbst wenn ein Text mal nicht so sitzt oder die Hook nervt, sind die ausgefeilten Synthie-Produktionen von Beatzarre und Djorkaeff fast durchweg gelungen. Allerdings hätte man bei der Songauswahl etwas großzügiger mit dem Qualitätssieb arbeiten können, da einige der insgesamt 19 Nummern einfach nach Füllmaterial klingen. Auch für die Features gilt: Hier wäre weniger mehr gewesen.

 

Text: Max Schulz

 

 

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