Redman – Reggie

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Denkt man an Redman, denkt man an Brick City, Def Squad und »Muddy Waters«. Und daran, dass kaum ein anderer Rapper bisher den Spagat zwischen X-Tina-Feature und Headbanger-HipHop so glaubwürdig meisterte. Zuletzt legte er ein ordentliches Album mit Method Man vor, glänzte bei den Features auf Platten der Wu-Fa­milie. Es sah fast so aus, als habe der bekennende Vollzeitkiffer ein neues Kraut gefunden, um sich auf ein neues Level zu kushen. Gute Vorzeichen für eine neue Soloplatte, auch wenn diese Alter-Ego-PR-Geschichte (aus Hardcore-Redman wird Pop-Reggie) erste Zweifel aufkommen ließ. Aber jetzt mal schön der Reihe nach: Reggie beginnt mit einer hübschen Neuverarbeitung des Ahmad Jamal-Klassikers »Swahililand«. Streber führen jetzt De La Soul bzw. J Dilla als Erstverwerter des Samples an. Sei’s drum. Redman zerlegt den Beat und man wünscht sich, dass sich Sound und Redmans Form am Mic über die Spielzeit nicht mehr ändern mögen – auch wenn eine verzerrte Singsang-Hook am Ende des Tunes das Tor zur Hölle schon einen Spalt öffnet.

»That’s Where I Be« klingt dann schon nach Kirmes, aber immerhin Reds Performance bleibt hochwertig. Trotzdem offenbart sich an dieser Stelle das Problem dieser Platte: Redman will Pop sein und gleichzeitig Hardcore, er will modern sein und gibt später sogar die Aushilfs-Cher. Am Ende ist das weder geschmackssicher noch visionär. Da kann er technisch noch so stark rappen, einen Tune wie »Full Nelson« verhunzt eine selbst für passionierte Großraumdisko-Gänger unhörbare Auto-Tune-Hook. Auf »Def Jammable«, »Cheerz« und vor allem an der Seite von Blutsbruder Method Man macht Redman seine Sache zwar wesentlich besser, aber es fehlt stets entweder am Schliff für die Chartsause oder an Gutter für die Hardcore-Fraktion. Was bleibt, sind mittelmäßige 13 Tracks Langeweile. Und ganz ehrlich: Es gibt doch nichts Schlimmeres als Mittelmaß. Selbst ein würdevoll verkacktes, wackes Album kann weniger anstrengend und leichter abzuhaken sein als eine Platte, die so durch und durch mittelmäßig und belanglos ist wie Redmans siebtes Studio­album. »Reggie« braucht leider kein Mensch, freuen wir uns auf »Muddy Waters 2«.

Def Jam/Universal

Julian Gupta

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