Farid Bang – Banger Leben Kürzer // Review

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(German Dream/ 313 JWP/ Sony)

Wertung: Vier Kronen

Auch wenn der Titel »Banger leben kürzer« etwas anderes vermuten lässt, ist es kaum verwunderlich, dass das dritte Soloalbum der Rap-Kampfmaschine aus NRW nicht unbedingt mit weniger Asphalt oder Massaker als die beiden Vorgänger aufwartet – dafür sollte der künstlerischen Vision beim dritten Streich allerdings einiges mehr an Persönlichkeit und Musikalität zugeschaltet werden. Tatsächlich gelingt der eigens forcierte Weg aus der Straßenrap-Einöde über weite Strecken. Natürlich wird im Intro in alter Manier wieder alles und jeder abgestochen, angespuckt und ausgenommen. Der zweite Track »Du fils de pute« gibt dank Beat und Hook von RAF Camora – zumindest musikalisch – dann aber schon mal eine andere Marschrichtung vor: schiefes Gefiedel, saftige Handclaps und eine astrein gecroonte Französisch-Hook vom multitalentierten Wiener zeugen davon, dass man hier durchaus bereit war, den ewig gleichen Einheitsbrei aus Synthie-Presets hinter sich zu lassen. Auch sonst hört man viele eingespielte Gitarren und einige durchdachte Songstrukturen auf den 15 Nummern. Feature-technisch bleibt allerdings alles beim Alten, denn mit Haftbefehl und Summer Cem gruppieren sich ausschließlich Gleichgesinnte mit ähnlich ausgeprägter Eloquenz um Farid. Beim Gastauftritt des Stuttgarters Afrob (»Hol die Hände aus der Tasche«) sind im direkten Vergleich mit seiner alten Form allerdings Rückschritte zu beobachten. Nicht so bei Eko, der hier seltsamerweise mal wieder einen dieser Flows auspackt, bei denen man sich fragt, wieso er nicht eigentlich ständig so krass um die Ecke kommt. Gegen Ende lassen Stücke wie »Spiel ohne Regeln« oder »Dreh die Zeit zurück« den inhaltlichen Ansatz des Albums zwar definitiv erkennen, dann und wann zuckt man aber dennoch zusammen, etwa wenn ein komplett unnötiger Disstrack gegen Sido reingebrettert kommt oder man sich fragt, ob die etwas bemühten Teekesselchen wirklich Sinn machen (z.B. »Metro-Pole« als Homonym für eine Weltstadt und den stets auf sein Äußeres achtenden Lukas Podolski). Sei’s drum: Mit »Banger leben kürzer« hat Farid Bang den ollen 3er BMW wahrlich nicht neu erfunden, ihm aber durchaus noch mal ein paar schöne Leichtmetallfelgen aufgezogen.

 

Text: Jan Wehn

 

 

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