Lupe Fiasco – Around My Way

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Wir haben uns ja ein bisschen Sorgen um Lupe Fiasco gemacht. »Lasers« tat weh. Jedem »Food & Liquor«-Verehrer und generell den Ohren als Sinnesorganen. Sein »Friend of the People«-Versöhnungsversuch in Mixtape-Form machte die Sache qua haarsträubenden Geschmacksverirrungen auf dem Gebiet der elektronischen Musik (Brostep und David Guetta sind der Teufel) nur noch schlimmer.

Lupes politische Agenda, der er sichtlich eine immer grösser werdende Rolle zuschrieb, schien derweil immer weiter von linkem Aktivismus zu abstrusen Verschwörungstheorien zu mutieren. Kurz gesagt: Wasalus Tassenschrank hatte mal wieder eine Bestandsaufnahme nötig.

»Around My Way (Freedom Ain’t Free)«, die erste Single von Lupes bevorstehendem »Food & Liquor 2«- Album, ist diese Bestandsaufnahme. Und allen Befürchtungen zum Trotz fällt sie durchweg positiv aus. Die Hater kommen zwar womöglich gar nicht erst über die Tatsache hinweg, dass sich Lupe für den Beat an einem eigentlich unantastbaren Klassiker zu Schaffen macht (Pete Rocks »T.R.O.Y.«), besonders weil sich Pete Rock höchstselbst mokierte, dass Lupe sein Prachtstück befingert, – aber hört mal bitte hin, liebe Hater.

Seine ersten beiden Zeilen widmet Lupe Fiasco dem Pine Ridge Sioux-Reservat in South Dakota, das zur Zeit einen Rechtsstreit mit mehreren Spirituosenläden im benachbarten Nebraska führt, die sich jahrelang an Schmuggelgeschäften eine goldene Nase verdient haben. Passenderweise dienen die Ureinwohner Amerikas hier als Ausgangspunkt für Lupes Dekonstruktion des »American Dream«. Im Stakkato-Takt reiht er einige der paradoxesten Symbole des amerikanischen Lebensstils aneinander: Magermodels, Kruzifixe, Land-Aneignung, Hurricane Katrina und die damit verbundene Nachlässigkeit der Regierung, Facebook-Freundesanfragen, lila Jordans. Man musste im Irak einmaschieren, um diesen Lebensstil zumindest für die privilegierte Schicht zu verlängern.

Die Hook bietet klassischen »Food & Liquor«-Lupe. Klevere Wortspiele, Tiefsinn und das Beste: Der Scheiss klingt einfach fresh! In der zweiten und dritten Strophe überschlagen sich linksgerichtete Referenzen und Anspielungen weiter, Wasalu geht auf die Misshandlung des afrikanischen Kontinents ein, auf Scheuklappen-Dasein und Ignoranz der Menge (google ruhig mal »planned obsolescence«), verteilt Props an Malcolm X und James Baldwin, sieht Freud in der Matrix – und flowt einfach mal wieder richtig präzise auf einem Hammer Beat! Wenn er diese Leistung aufrecht erhält, kann Lupe Fiasco seinem neuen Album den Titel »Food & Liquor 2« zurecht geben.

(ao)

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