Joey BADA$$ – 1999

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Joey Bada$$ aus Brooklyn hat endlich sein Debüt-Mixtape »1999« veröffentlicht. Nach den Hits »Hardknock«, »Waves«, »Survival Tactics« und dem Mac Miller-Feature war der Junge ohnehin ziemlich on fire. Teil der Adidas-Original-Kampagne, Medien-Liebe und jede Menge Vorschusslorbeeren. Nun der Moment der Wahrheit.

Auf »1999« bündelt der junge Joey aus Flatbush, Brooklyn, all seine Stärken und Vorlieben. Das Mixtape kann ohne weiteres als äußerst beeindruckende Bewerbungsmappe herhalten. Auf Beats von gestanden Indie-Größen wie MF Doom, Lord Finesse, Statik Selektah und J Dilla, aber auch auf progressiven Instrumentals von Knxledge, Chuck Strangers und Vin Skully zeigt der junge MC, wie erschreckend versiert und sicher er die Throwback-Rutsche klarmachen kann, ohne dass es auch nur ansatzweise altbacken und retro wirkt. Dilla-Beats picken ist nun nicht gerade die schwierigste Aufgabe; erfreulich ist hierbei allerdings, dass Joey nicht die offensichtlichen Evergreens des verstorbenen Detroiter Produzenten aus dem Torrent-Ordner kopiert, sondern lange nicht mehr gehörte Perlen wieder ausgräbt und der Jugend in neuem Gewand zeigt. »Snakes« mit T Nah Apex in der Hook ist ein wunderbarer nachdenklicher Song mit extrem souveränen und verblüffend on point tanzenden New York-Flow, über den sich Herr Yancey sicher gefreut hätte. In der Redaktion hatten wir uns ja auch bereits gefragt, wie ein 17-Jähriger darauf kommt, ausgerechnet auf ein rares ’96er B-Seiten-Instrumental von Lord Finesse zu rappen, anstatt sich wie hunderte vor ihm einen der großen Gassenhauer der Retro-Sausen vorzunehmen. Nach der ersten Hörprobe von »1999« bestätigt sich die Hoffnung: Der Junge ist halt smarter als die anderen.

Klar, Joey spricht mit seiner Fokussierung auf No-Bullshit-Rap und roughe Eastcoast-Beats vor allem die Traditionalisten unter den Rap-Hörern an. Betrachtet man allerdings Joeys Herkunft, Sozialisation und vor allem seinen bestechenden Flow, könnte das Tape einfach kein bisschen realer und aktueller sein. Vor allem jedoch passt dieser Vibe ganz einfach zum Zeitgeist: Auf dem imaginären Soundtrack eines verschollenen Zoo York-Tapes der alten Tage hören wir unpeinliche Songs über Rap, ehrliche Teenage-Angst und Blunt- und Hänger-Tunes der allerfeinsten Sorte. »1999« klingt, als hätte sich ein junger Big L in einem Delorean auf Zeitreise begeben, nur um auf verrauschten Madlib-Beats rappen zu können. Die enorme Sicherheit und Lässigkeit, mit der Joey Bada$$ jedes noch so vertrackte Instrumental einreitet, weist auf ein echtes Ausnahmetalent hin. Ein extrem starkes Mixtape von einem Dude, der diesen Sommer erst damit beginnen wird, die High-School abzuschließen. Was bitte soll nur aus dem werden?

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