Die 15 besten Kool Savas-Songs // Features

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Kool SavasBerlin, 12.10.2009

 

»Savas hätte auch der ewig Gestrandete werden können. Der Oldschool-Freak«, sagt Marcus Staiger im Interview in der JUICE Sonderausgabe über Kool Savas. Und weiter: »Savas ist aber eine Größe, die ihren Claim abgesteckt hat.« Und wie er diesen Claim abgesteckt hat – mit einer schier endlosen Liste von Tracks, die sich in Hülle und Fülle in den All Time Favs-Listen sämtlicher HipHop-Fans hierzulande wiederfinden. Zur Feier der Kool Savas Special Issue hat sich die JUICE-Redaktion zusammengesetzt und eine Liste der 15 besten Songs von Kool Savas zusammengestellt. Dabei ist altes und neues, verrücktes und klassisches, ekliges und absurdes, aber vor allem immer: gutes!

 

DIE BESTEN SONGS VON KOOL SAVAS

 

15 Till ab Joe

»Hängt euch rein, strengt euch an, bildet Gruppen zum Battle/Werdet zerstückelt, trennt euch dann.« Sieht man von dem gewöhnungsbedürftigen und ziemlich hässlichen Video ab, ist der Song auf der Flow-Ebene eine einzige Metzelei und Bluttat. Und irgendwie auch typisch für eine Savas-Platte. Auch jetzt bei »Aura« gab es ein etwas seltsames Video vor der Albumveröffentlichung und die richtige Single wurde ohnehin ohne Videoclip in die Läden geschoben. Dennoch läuft es großartig rund für Herrn Yurderi, so wie damals. Was soll man sagen? Die Dudes chillen da in bunt gemusterten Gummizellen, seltsame Schlangenaliens fliegen durch den Raum. Ganz kurioses Zeug. Aber trotzdem hat er in dem Song Zeilen wie: »Ihr könnt fronten und haten/Doch Fakt ist: Ihr seid nicht ihr selber, sondern in den Lyrics fast ich/Nehm jedes Mic in Nähe, verteil Trophäen. Wenn einer von euch ohne zu wissen den Takt trifft.« Super Ding. (nn)

 

 

14 Pimplegioneah

»Steck die Zunge in mein Arschloch und ich scheiss dir in den Hals.«, »Deine Pussy is‘ mir zu froschig.«, »Bitch, was willst du tun? Ich bin potenter als ein Ochse/Wenn ich sterbe, dann zumindest mit dem Puller in der Fotze.«, »Ihr wollt Rap mit mehr Charakter, ich bringe Nutten bei zu blasen ohne Zähne/Wenn ich komme, wachsen Nutten graue Strähnen.«, »Schwall nicht rum und leg die Hände auf den Sack/Stewardessen-Nutten hol ich runter mit der Flak!«, »Du kannst sagen, was du willst, doch es geht alles nur ums eine: Dicke Titten, enge Muschi, Blaselippen, lange Beine.« Wir haben das ALLE gefeiert! Wir sind alle schuldig! (ae)

 

 

13 Mona Lisa

Dem Vernehmen nach wollte Savas diesen Track erst gar nicht auf »Tot oder lebendig« nehmen, doch zum Glück konnte Melbeatz ihn am Ende doch überreden – sonst wäre der Rap-Welt ein unfassbares Manifest seiner unerreichten Rap-Technik verborgen geblieben, das mit seinen herrlich verstolperten Booms und Baps die ansonsten doch recht episch-getragene Atmosphäre seines zweiten Albums angenehm aufbrach. Zudem ist »Mona Lisa« einer der wenigen HipHop-Tracks von Kool Savas, die nicht mal die ambitioniertesten Hobbyrapper auf der Party lipsyncen können. Ein unterschätzter Song in seiner Diskografie. (scs)

 

 

12 Rapfilm

Zu Schimpfwörtern hatte Savas bereits in seiner jungen Karriere eine recht innige Beziehung. Auf »Rapfilm« gab er der Beleidigung »Auf dem Rapfilm hängengeblieben« jedoch eine positive Konnotation und stilisierte sich zum HipHop-Highlander mit größter Genre-Liebe. Mit Gastauftritten von Jan Delay, Banjo, Fler, Curse, Azad und sogar Torch gab es die intelligente Antwort für die Hater, die ihn für seinen Rap über Rap zum Langeweiler machten. Der Grundtenor: Ich machte Rap und stehe unter allen Umständen dazu. Seine Ami-Vorbilder bugsierte Savas zudem zwischen Ansagen, die auch 2009 immer noch keiner so überzeugend rüberbringen konnte wie er selbst. (ae)

 

 

11 Chillin Killin

Dass das ganze auf einem Verschnitt zweier legendärer Eastcoast-Beats von BDP und den Audio Two passiert – geschenkt. Das hier ist Westberlin-Untergrund-Programmatik in Reinform: Taktlo$$ erklärt, dass Rap zwar in New York geboren und dann an der Westcoast aufgewachsen ist, nun aber in Westberlin respektive in Taktlo$$ selbst seine Heimat gefunden hat. King Kool Savas erklärt, dass sich seine Vierspur nicht für Geige und Klavier interessiert, sondern Flows. Und die Hook erklärt den Ablauf eines Untergrund-Wochenendes in Westberlin: Freitag: chillin‘, Samstag: chillin‘, Sonntag 19:00 Uhr: Rapper killen. So in etwa hat man sich das damals als Außenstehender vorgestellt. Und vermutlich war es auch so. (ml)

 

 

10 Warum rappst du?

Schon dieser geil-eiernde Tape-Sound! Moment, rappt Savas da durch einen Blecheimer? Scheißegal, er reimt »polterts« auf »John Travolta« (nicht als Erster übrigens), macht stark Geld, ist nicht gerade schlau, findet aber doch, dass es für die Mösen reicht – ein geniales Sammelsurium an Sprüchen zum Abfeiern und An-den-Kopf-fassen. Dazu dieser seltsame Break in der Hook, ein herrlich überheblicher Wyclef-Diss, die Anzweiflung von Smudos Nettigkeit und abseitige OP-Ideen. »Warum rappst du? Du hast nix mit Rap zu tun. Rap hat dir nix getan, lass ihn in Ruhe. Rap interessiert sich nicht für dich, weil du Scheiße bist. Rap will sehen, dass du Scheiße frisst.« Es kann machmal so einfach sein. (jw)

 

09 Wieso?

»Direkt aus dem Ghetto, ihr Fotzen, was los? Ihr habt Fragen, ihr habt Fragen? Ihr Idioten, passt gut auf, ich bin der Teacher.« Fumanschu knows best. Fieses Vergewaltigergenuschel, Rülpsen. Kaum ein Savas-Track hat schon bevor überhaupt gerappt wurde, solch ein Kultpotential entwickelt wie »Wieso?«. Dazu eine stumpf-ignorante Bassline und viel zu laute Drums, die einem Fumanschu, der damals noch lange keine Dreistreifen-Designs im Kopf hatte, und einem zu dieser Zeit vollkommen durchgeknallten Kool Savas genug Platz für allerlei (Fick-)Philosophie und Fragenstellerei ließen – inklusive einer Führung durch Savas‘ Wohnung mit Seidenwänden. Kurzum: All die Absurdidäten und aberwitzigen Untergrundrotzigkeiten, die man schon immer am King mochte. Um am Ende ist das Passen von zwei Nutten und einem Mic wohl die Antwort auf alle Fragen. (jw)

 

 08 Haus und Boot

Heutzutage würde man von einem Track mit so einem Titel, noch dazu von einem Rapper mit dem Status eines Kool Savas, wohl eher eine epochale Aufschneiderei erwarten, eine Aufzählung von Statussymbolen – inklusive eben Haus und Boot. Aber das hier ist, trotz eingängiger, gesungener Hook, genau das Gegenteil: Du bist wack, du triffst den Takt nicht, du kannst nicht rappen, du holst dir einen Mietwagen fürs Video – und zu allem Überfluss haben deine Bonzeneltern ein Haus und Boot. Das ist die Message. »Denn er reimt nur aus Liebe. Auch wenn ihm mal nix einfällt, ist es noch besser, als wenn ihr schreibt.« Also komm zum Battle und verlier. (ml)

 

 

07 Monstershit

Ein gefährlicher Sprengsatz aus detonierenden Snares, fiesen Störgeräusch-Synthies und eisiger Atmosphäre. Der Hamburger Produzent Monroe, vorher ein relativ unbeschriebenes Blatt, war dank »Monstershit« plötzlich so etwas wie ein glühender Stern am hiesigen Beat-Firmament. Auch die Inszenierung war nicht weniger als blanker Wahnsinn: Wir alle hatten monate-, wenn nicht jahrelang auf das erste musikalische Lebenszeichen dieser Titanenkollaboration gewartet, und dann klang die erste Single wie ein verlorenes DAT von Hank Shocklee, das noch mal durch das SSL-Pult von Timbaland gejagt worden war. Unvergessen auch Azads knurriges verbales Karate und ein ultratechnischer Verse für die Silbenzähler unter den Savas-Fans. Also mich. Die kommerzielle Kinderchor-Nummer »All 4 One« kam dann ja im Anschluss und eroberte klammheimlich den Mainstream, als die Szene sich wegen dieses Style-Manifests schon längst selig in den Armen lag. (scs)

 

06 Schwule Rapper

Es war die Sensation, die Revolution, das Rad: Der Beat kaum mehr als ein dumpfes Bass-Wummern. Aber der Flow! Die Stimme! Und die Dreistigkeit! Anti-alles und anti-jeden. Endlich ein deutscher Rapper, ohne Angst vor Ausdrücken und Schimpfwörtern, der obendrein auch noch richtig souverän rappen konnte. Danach war nichts mehr, wie es vorher war. (om)

 

 

05 Der beste Tag meines Lebens

Jan Mehlhose, Kool Savas‘ ehemaliger A&R bei Subword, bringt es mit seiner Sicht von »Beste Tag…« auf den Punkt: »Savas ist ein Typ, der einen immer wieder überrascht und das war auch hier der Fall. Dennoch war der Song 100 Prozent glaubwürdig und seiner Persönlichkeit entsprechend.« Die Fans des Feuer- und Fäkalien-spuckenden Über-Rappers Savas staunten jedenfalls nicht schlecht, als eine liebe Kopf Hoch-Hymne mit Damen-Hook zur dritten Single des Majordebüts wurde. Für die Kritiker war der Song der Beweis für den von der Plattenfirma weichgespülten Savas. Von der Nähe, die Savas jedoch durch diesen empathischen Song zu seinen Fans bekam, sollte er noch Jahre später zehren. »Beste Tag…« ist eine ehrlich gemeinte und hoch effektive Kundenbindungsmaßnahme in Song-Form, die nicht auf explizite Worte verzichtet: »Entfern dich von all dem negativen Dreck, der dich bumst.« (ae)

 

 

04 LMS

Soviel Sexismus und dumme Sprüche in einen Text zu packen, hatte sich vorher noch kein deutscher Rapper getraut. Allerdings war das ganze so dermaßen überzeichnet, dass niemand, der auch nur einen Funken Fantasie oder Humor hatte, das alles auch nur ansatzweise für bare Münze nehmen konnte. Spätestens live fiel auch dem letzten Nörgler auf, dass so gut wie alle anwesenden Frauen ebenfalls jede Zeile laut mitrappten. (om)

 

 

03 Neongelb

»Ihr habt lang genug gewartet, dass ein Album erscheint«, rappte Savas 2002 im Intro von »Der beste Tag meines Lebens«. Joa, hat er schon recht gehabt. Denn die Highlights aus 2001 waren ja auf eher unmöglichen Formaten verteilt: die »Haus & Boot«-EP, ein Feature auf einer Smut Peddlers-12“, eins auf einer eher obskuren Dancehall-Maxi mit Demo Delgado und »Macht Negabass mit…« von DJ Ara. Letzteren Tonträger hätte man wohl eher nicht auf dem Schirm, fände sich darauf nicht eines der flowtechnisch beeindruckendsten Stücke aus Savas‘ Diskografie: »Neongelb«, dieses immer noch unfassbar vielsilbige Geratter aus Angeber-Verses – das übrigens zu einem Zeitpunkt entstand, als deutscher Rap von so irrem Flowspaß wie Doubletime noch keinen blassen Schimmer hatte. Und es gibt sogar eine Coverversion/Huldigung vom Retrogott. (ml)

 

02 Das Urteil

In der Rückschau könnte man fast vergessen, dass »Das Urteil« eigentlich »nur« eine Antwort auf einen Diss von Eko Fresh war: Eko schrieb »Die Abrechnung«, Savas im Gegenzug einen seiner größten Hits. Und machte damit nicht nur seinen Ex-Zögling lyrisch einen Kopf kürzer, sondern klatschte auf dem Weg zu Ekrems metaphorischer Beerdigung im Vorbeigehen auch gleich noch ein paar Unbeteiligte um. Sentence zum Beispiel. Oder Hannes Loh. »Mit Kanonen auf Spatzen schießen«, könnte man so etwas fieserweise nennen. Letztendlich hat »Das Urteil« jedoch nicht nur ein Battle entschieden, sondern ist zudem der wohl emotional intensivste Disstrack der Rap-Geschichte. Und war damit ganz zurecht eine lange Zeit das fulminante Ende einer Savas-Liveshow. (bs)

 

01 King of Rap

Nicht ganz so radikal und verstörend wie die vorherigen Tracks von Savas. Dafür in seiner zähen, bedrohlichen Art noch faszinierender. Der Beat rollte gefährlich und Savas kickte Metaphern und Vergleiche, die seinerzeit einfach unvorstellbar präzise und treffsicher waren. Der endgültige Durchbruch – auch Dank des genialen Low-Budget-Videos, für das der Begriff Understatement noch krass übertrieben erscheint. (om)

 

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