Wiz Khalifa Interview

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Waken Baken

Seit unserem letzten Interview ist einiges im Leben von Wiz Khalifa passiert. ­Damals hatte er bereits vier Mixtapes und ein Indie-Album auf dem Buckel und ­gerade einen ­Majordeal bei Warner unterschrieben. Binnen nur zwei Jahren hat sich ­seine ­Diskografie verdoppelt, die Anzahl der verschlissenen Labels ebenfalls: In diesem Jahr unterschrieb Wiz einen neuen Vertrag bei Atlantic sowie einen Verlagsvertrag mit Warner/Chappell. Seine Mixtapes wie „Flight School“, „Burn After Rolling“, „How Fly“ mit Curren$y und „Kush & OJ“, ein klarer Jahresbestenlisten-Dauergast, untermauerten seine Berechtigung, in der Liga der Großen mitspielen zu dürfen. Nun bereitet sich Wiz auf sein Major­debüt vor, lose angesetzt für das zweite Quartal 2011. Seine Single „Black & Yellow“ (siehe JUICE-CD) hält sich seit Wochen im oberen Drittel der Billboard Top 100.

Seine Fanbase, wegen ihrer Vorliebe für Chuck Taylor Allstars auch „Taylor Gang“ genannt, war bereits für die Kollegen der „XXL“ unüberhörbar. Waren schon etliche Kritiker auf die Barrikaden gegangen, weil Wiz nicht zu den 2009er „Freshmen“ gehörte, blieb es 2010 nicht nur bei dem einen Titel. Er wurde mit über 70.000 Stimmen zu MTVs „Hottest Breakthrough MC“ gewählt, vorbei an Raketen-Newcomern wie Nicki Minaj, J.Cole oder Diggy Simmons. Und das einzig und allein durch seine Persona – kein Young Moula im Hintergrund, kein Jiggaman, nicht mal der ehrgeizige Pastorenvater. Selbst ein Signing-Angebot von Rick Ross hat er abgelehnt, eine Einladung als Vorgruppe auf Drakes US-Tour ebenfalls. Eigentlich müsste massiver Druck auf dem 23-Jährigen lasten, doch Wiz wirkt stets gelassen und entspannt, sei es wegen seinem massiven Graskonsum oder aus natürlicher Selbstsicherheit.

Du bist jetzt schon über fünf Jahre dabei, dein Erfolg ist stetig gewachsen. Lässt du das alles manchmal schon Revue passieren?
Nein, nicht wirklich. Ich schaue lieber weiter nach vorne. Seit 2008 ist viel passiert und genau diese Einstellung hat mich dorthin gebracht, wo ich jetzt bin, also arbeite ich einfach genau so weiter. Stell dir mal vor, was dann noch alles kommen wird. Ich arbeite einfach die ganze Zeit, baue Stein für Stein auf und das bringt mich immer weiter nach vorne.

Was ist mit der Musik passiert, die du in der Zeit bei Warner aufgenommen hast? Ist das alles schon auf deine Mixtapes verteilt?
Ja, das meiste schon. Einiges habe ich auch erst einmal behalten. Ich weiß aber gar nicht, wie und wann ich das Material benutzen werde. Für mein nächstes Album habe ich jedenfalls schon wieder sehr viele neue Songs aufgenommen. Es ist zu ungefähr 80 Prozent fertig.

Viele waren über die Zusammenarbeit mit Stargate überrascht, die deine erste Single „Black & Yellow“ produzierten. Die Norweger sind ja eher für Chart-Produktionen mit Rihanna, Beyoncé oder Ne-Yo bekannt. Wie kam das zustande?
Ach, das lief über Atlantic. Die haben mir Studiozeit mit den beiden Dudes gebucht, also haben wir uns hingesetzt und sie spielten mir ein paar Beats vor. Das sind echt coole Typen, daher hat es auch super geklappt. War aber keine große Sache.

Wie können wir uns den Einfluss von Atlantic vorstellen? B.o.B bekam ja auch „Nothing On You“ zugeschoben, das erst für Lupe Fiasco geplant war, dann aber sein Durchbruch wurde.
Nee, davon halte ich mich fern. Die wissen schon, wie ich ticke und wie ich meine Musik mache. Ich fange von Null an, ich schreibe alles selbst und mag diese zusammengewürfelten, fabrizierten Tracks nicht wirklich. Das ist mein größtes Problem mit der Musikindustrie. Ich finde das einfach so abgeschmackt, ich will gar nicht erst damit anfangen. Manche Künstler arbeiten so und es funktioniert für sie, aber es ist nicht mein Ding und ich würde es auch niemandem empfehlen.

Als du von Warner weggegangen bist, hast du u.a. als Grund genannt, wieder mehr Kontrolle über deine Karriere haben zu wollen. Wieso dann doch wieder ein Major?
Es war einfach ein besserer Zeitpunkt in meiner Karriere, um zu einem Major zu gehen. Ich hatte meinen Buzz auf diesem Underground-Level so gut es ging ausgebaut und wollte nun endlich den nächsten Schritt gehen. Atlantic fühlte sich für mich nach dem richtigen Label an, mit dem ich genau das machen kann.

Wie sieht deine Arbeitsweise aus? Schreibst du deine Texte auf?
Ich schreibe mir kleinere Notizen in mein Handy, wenn ich eine Idee oder eine Line für einen Song habe oder einfach ein Konzept oder in welche Richtung es gehen könnte. Ich nehme dann ein paar Wörter, die das Gefühl am besten beschreiben, damit ich mich daran erinnere – und wenn der passende Beat dazu kommt, lege ich los.

Inwiefern beeinflusst dich dabei das Gras? Es heißt, dass du monatlich ungefähr 10.000 Dollar dafür ausgibst.
(lacht) Das stand mal im Internet. Gut, ich rauche schon viel. Ist halt so. Ich würde nicht sagen, dass Gras meine Art zu rappen beeinflusst, aber ich stecke schon tiefer in der Musik als jemand, der nur daneben sitzt und nicht high ist. Wenn ich Beats höre, rede ich einfach über das, was bei mir im Kopf gerade abgeht. Und da spielt das Gras sicher schon eine Rolle.

Die gesundheitlichen Schäden ­schrecken dich nicht ab?
Nein. Ich rauche eigentlich den ganzen Tag. Du musst einfach Joints mit natürlichen Hanf-Papers rauchen. Und hin und wieder eine Bong.

Du bist neben Curren$y und Yelawolf Teil einer neuen Rap-Generation, die hauptsächlich über das Internet ­berühmt wurde. Es scheint so, als wären da auch persönliche Freundschaften entstanden.
Klar, das sind meine Homies. Yela und ich stehen beide noch am Anfang unserer Karriere, also passen wir aufeinander auf. Wir haben dieselbe Booking-Agentur und waren schon zweimal miteinander auf Tour. Mit Curren$y rede ich auch immer wieder. Er befindet sich gerade auf seiner Tour und wir sind beide gebunden an unsere eigenen Pläne, aber wir finden immer etwas Zeit, um miteinander zu chillen. Deswegen wird da auch immer wieder etwas kommen. Die Fans haben es uns ja außerordentlich gedankt.

Du wurdest auf MTV mit über 70.000 Votes zum „Hottest Breakthrough MC 2010“ gewählt. War das für dich überraschend oder eher wohlverdient?
Ich schenke dem nicht so viel Beachtung, weil… (denkt nach) Es ist schon cool und es freut mich auch. Aber es steckt eben viel Arbeit dahinter. Ich verdanke das den Fans, und ich habe immer noch sehr viel zu tun.

Du bist zum Aushängeschild für Pittsburgh-Rap geworden. Wen sollten die Fans deiner Meinung nach mal googlen?
Mac Miller. Der Junge ist richtig gut! Immer wieder taucht so jemand aus dem Nichts auf dem Bildschirm auf und überrascht alle. Es geht immer weiter.

Text: Yannick „Kinay“ Frodl
Foto: Sean Berry

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