»Musik ist für mich wie eine Sucht« // Juvenile im Interview

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Viele Jahre, bevor der Süden der USA die Vormachtstellung im Rapspiel endgültig übernahm, verkaufte Juvenile aus den berüchtigten Magnolia Projects in New Orleans bereits mehrere Millionen CDs. Auch nach dem Split mit Cash Money Records und seiner Gruppe, den Hot Boys (bestehend aus Juvenile, Turk, Lil Wayne und BG), fanden Juveniles Tracks großen Anklang, sein letztes Album “Reality Check” stieg in den US-Charts auf Platz eins ein. Seitdem sind drei Jahre vergangen, in denen Juve mit privaten Problemen zu kämpfen hatte. Nun steht sein achtes offizielles Album “Cocky And Confident” an. Und es ist fraglich, ob er damit an vergangene Erfolge anknüpfen kann.

Seit deinem letzten Album “Reality Check” sind drei Jahre vergangen. Was hast du seitdem getrieben?
Ich habe viel Zeit mit meiner Familie verbracht und mein Leben genossen. An den Wochenenden bin ich auch oft aufgetreten. Musik machen ist für mich wie eine Sucht, ich bin nie davon weggekommen. Ich habe hin und wieder Songs ­aufgenommen und mich dann nach einiger Zeit im Studio ­eingeschlossen und angefangen, an meinem neuen Album zu arbeiten.

Welche kommerziellen Erwartungen hast du 2009 noch?
Es sieht so aus, als ob jetzt die ganzen älteren Künstler zurückkommen würden. Wenn ich mir die Verkaufszahlen angucke, machen sich die Leute aus meiner erfolgreichen Zeit sehr gut. Ich denke, dass es für mich auch gut laufen wird. Die Leute haben keinen Bock mehr, sich Alben zu kaufen, auf denen drei passable Songs sind. Da sind sie mit meinem Album besser beraten, denn ich habe Songs, die sie fühlen. Die Zeiten haben sich natürlich geändert seit “Reality Check”. Die Plattenverkäufe gehen zurück, aber ich hoffe, dass ich nach ein paar Wochen Gold gehen werde und im Endeffekt auf Platin komme.

Nach jahrelangem Beef und diversen Diss-Tracks hast du im letzten Jahr wieder mit Lil Wayne zusammengearbeitet. Wie ist es dazu gekommen?
Ich habe keinen Diss-Track gegen ihn gemacht, und es gab auch keinen Beef. (aufgebracht) Weißt du, was Beef bedeutet, dort wo ich herkomme? Ich will über so eine Scheiße nicht reden. Du willst mich dazu anstiften, etwas zu sagen, und das auch noch über das Telefon. Wenn noch so eine Frage kommt, beende ich das Interview sofort. Ich bin ein Nigga von der Straße, da musst du aufpassen. Wenn du mich interviewst, dann geh nicht danach, was du gehört hast, sondern danach, was du weißt.

Willst du denn über die Reunion der Hot Boys sprechen?
Ich rede desöfteren mit Baby darüber. Es wird definitiv passieren, aber sicher nicht mehr in diesem Jahr. Ich kann dir auch kein genaues Datum sagen. Die Gespräche mit allen Gruppenmitgliedern laufen bereits seit einem Jahr.

Wie soll das eigentlich funktionieren, wenn Turk noch im Gefängnis sitzt? Oder wird er nicht auf dem Album sein?
Ich weiß nicht, ob die Leute das wissen, aber Turk war ursprünglich gar nicht in der Gruppe. Es gehörte eigentlich jemand anderes dazu, aber das war ein Spinner, daher haben wir Turk an seine Stelle gesetzt. Turk war also nur der Ersatz. Wenn du dir die alten Alben anhörst, solltest du den Unterschied bemerken.

Zwei Jahre, nachdem du dein Haus wegen Hurrikan Katrina verloren hast, bist du wieder zurück nach New Orleans gezogen. Wie ist die Lage dort?
Ich habe durch Katrina mein Haus verloren, aber ich habe mir ein neues Haus gebaut, in der selben Gegend. Mir geht’s gut, aber das kann man nicht über jeden hier sagen. Viele Leute versuchen ­verzweifelt, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Wir haben nicht mehr die Möglichkeiten, die man an anderen Orten hat. Es gibt weniger Restaurants, Einkaufszentren und Freizeitbeschäftigungen. Hier leben auch weniger Menschen als früher. Und die Wirtschaftskrise hat die Lage nicht leichter gemacht.

Du hast 1999 von deinem Album “400 Degreez” über vier Millionen CDs verkauft, was heutzutage eine astronomische Zahl ist. Ging es dir damals besser als in den letzten Jahren?
Wenn es damals nicht so gut gelaufen wäre, würde es mir heute nicht so gut gehen. Damals war es an sich schon besser. Wir hatten keine Probleme mit Raubkopierern. Am Anfang waren wir nur ein paar Typen, die versucht haben, ihre Tapes auf der Straße zu verkaufen, da gab es noch kein Internet und kein iTunes. Aber mit meiner aktuellen Situation bin ich auch zufrieden.

Deine Texte sind stark vom kriminellen Leben auf der Straße geprägt. Inwiefern spiegelt das noch deine Situation wieder?
Ich laufe nicht durch die Gegend und schlage auf Leute ein. Ich komme von einem Ort, an dem die Leute anders drauf sind. Hier bleibst du für dich. Es ist nicht gesund, hier mit einer Bande durch die Gegend zu ziehen. Ich hänge auch nicht mehr an den kritischen Orten und Plätzen herum, sondern meine Leute kommen mich besuchen. Ich komme ja aus so einer Gegend und habe darum gekämpft, dort weg zu kommen. Daher gehe ich nicht dorthin zurück.

Text: René Schweitzer

 

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